Die Lust am Schreiben, Kritzeln, Zeichnen, Notieren von Hand mit Bleistiften, Kugelschreibern, Filzstiften oder Füllfederhaltern ist seit einiger Zeit wieder da. Je digitaler unser Leben wird, um so mehr steigt das Bedürfnis nach analogen Dingen und Tätigkeiten. Nur mit der rechten Hand an der Maus herumzugriffeln oder mit den Fingern über Computer-Tastaturen zu huschen, genügt vielen Menschen nicht mehr.
Gehören Sie auch dazu? Willkommen im Klub: Zahllose manische Notierer haben der Nachwelt ihre Aufzeichnungen hinterlassen – Tagebücher, Skizzen, Gedanken: Leonardo da Vinci ebenso wie Thomas Mann, Edison wie Kafka… die Reihe ließe sich endlos verlängern.
Wir wissen nicht, ob Schreiben und Zeichnen uns wahrhaft intelligenter macht, aber die moderne Hirnforschung hat Hinweise dafür gefunden, dass es vermutlich so ist: Tätigkeiten wie Schreiben und Zeichnen (auch Musizieren) sind hochkomplizierte Aufgaben für die Sinne, sie lassen neue neuronale Verbindungen im Hirn wachsen. Die freien Schwünge der Hand animieren die Gehirntätigkeit – die Finger auf komplexe Weise zu bewegen, weckt Kreativität und Einfallsreichtum.
Julia Cameron empfiehlt in »Der Weg des Künstlers«, jeden Morgen möglichst als erste Tat des Tages zwei bis drei große Heftseiten vollzukritzeln mit dem, was uns gerade eben so beschäftigt, ganz gleich, wie banal es sein mag – schreibende Selbstreflexion als meditative Übung. Sie haben dafür morgens keine Zeit? Das macht nichts. Auch zu anderen Tages- oder Nachtstunden entfaltet das Schreiben und Kritzeln seine anregende Wirkung.
Zwar halte ich selbst manche Dinge auch häufig mit meinem iPhone fest (Evernote!), aber etwas mit Stift auf Papier zu notieren, ist doch etwas völlig anderes: Letzteres macht erheblich mehr Spaß, regt mehr zum »Spinnen« an, ist spielerischer…
So richtig lustvoll wird diese Angewohnheit erst mit schönen Notizbüchern und Schreibgeräten. Jede gute Papeterie oder Buchhandlung bietet mittlerweile ein kleines Sortiment an schmucken Notizbüchern. Und wer im Internet danach fahndet, entdeckt zahllose weitere, teils ganz individuelle Lösungen.
Zwei Notizbücher, die ich selbst benutze, möchte ich hier vorstellen:
Roter Faden Taschenbegleiter, hervorgegangen aus einem Projekt von Designstudenten. Mit seiner liebevoll detailfreudigen Ausstattung wird er zum Organizer und Begleiter durch viele Lebenslagen. Besonders gut gefällt mir die Möglichkeit, in die aufklappbaren Haken lose Papiere und Hefte einzuhängen. Details auf der Website, man kann sich sein individuelles Exemplar selbst »konfigurieren«. 2010 habe ich mir meinen gegönnt: schwarzer »Tanzboden« außen, orangefarbener Filz innen, mit Einstecktaschen vorne und hinten (Foto oben). Damit bin ich gern unterwegs, z.B. beim Kunden.
Meine zweite, ganz kleine Lösung ist das X17-Notizbuch: Auch dies kann individuell gestaltet werden – verschiedenste Papier-Einlagen können in Cover z.B. aus Leder, Nylon oder farbigem Polypropylen eingehängt werden, diesmal mittels spezieller Kautschuk-Bänder. Das besitze ich in A6-Größe (gibt’s auch größer), ideal für die Handtasche und unterwegs. Die X17-Produkte gibt es auch in wenigen ausgewählten Papeterien, z.B. im Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin.
Der Nachteil der lose eingehängten Papierbögen ist allerdings, dass sie ebenso lose wieder entnommen werden. Beim Roter Faden Taschenbegleiter stört mich das nicht – Notizen, die ich bei einem Kundentermin mache, wandern später ohnehin in eine Kunden-Jobtasche meiner Hängeregistratur.
Das kleine X17-Büchlein verwende ich mit verschiedenen Papiersorten für spontanes, kleinformatiges Skizzieren unterwegs. Da stört es mich schon eher mal, dass am Ende nur »fliegende Blätter« übrigbleiben, wenn es voll ist. Schöner ist es zweifellos, volle Skizzenbücher nebeneinander ins Regal stellen zu können. Aber die habe ich auch noch – größere Skizzenbücher. Für die Momente, in denen ich das Zeichnen mit mehr Muße und mehr Equipment betreibe – z.B. im Urlaub. Die Kritzeleien im X17-A6-Büchlein betrachte ich mehr als Fingerübungen zwischendurch…
Zu diesem Thema muss unbedingt das Notizbuchblog erwähnt werden. Ein Blog rund um das Schreiben von Hand, auf dem alle schönen und ausgefallenen Notizbuchmarken vorgestellt werden. Ein MUSS für alle Aficionados.
Mehr über Papiere und Notizbücher auf diesem Blog.
*Diesen Post habe ich 2012 für unseren Posdiena-Wrobel-Kommunikationsdesign-Blog geschrieben. Inhaltlich ist das meiste noch aktuell. Hier und da habe ich den Text hier aktualisiert.