Mit (gezeichneten) Bildern gegen Seuchen!?

Durch Post von Freunden aus Japan erfuhr ich neulich von einem Phänomen, das dort schon länger existiert, aber hierzulande nicht ganz so bekannt ist. In Japan gibt es eine Art Talisman gegen Corona: Das wundersame Fabelwesen Amabi-e – teils Fisch, teils Ente, teils dreischwänzige Meerjungfrau – soll der Legende nach 1846 vor einem Beamten aus dem Meer erschienen sein und prophezeit haben: »Ab diesem Jahr wird es für sechs Jahre eine gute Ernte geben; wenn sich eine Krankheit ausbreitet, zeichne ein Bild von mir und zeige es jenen, die erkranken, und sie werden geheilt werden.«

Also eine Vorsorge im Sketchnotes-Stil: zeichnen, dann zeigen… 😁

Amabi-e gehört zu den Yokai, den zahllosen Figuren des sehr lebendigen japanischen Volksglaubens. Die fantastischen Fabelwesen mit teils tierischen, teils menschlichen Zügen haben oft übernatürliche Kräfte. Manche sind bösartig oder missgünstig, aber es gibt eben auch freundliche. Die Japaner lieben ihre Yokai und Kami (Shinto-Götter und Geistwesen). Es gibt wohl kein anderes Industrieland, in dem spirituelle Vorstellungen noch so stark mit dem Alltag der Menschen verwoben sind.

Die Corona-Pandemie bescherte der Amabi-e-Geschichte neue Popularität und Allgegenwart. Amabi-e inspiriert Manga-Zeichner, erscheint auf Keksen, in Speisen, z.B, Bento-Boxen, und längst überschwemmen alle möglichen Amabi-e-Figürchen, -Sticker, -Täschchen, -Filme etc. die Alltagswelt – natürlich auch im Hello-Kitty-Stil. Auch die historischen Darstellungen der Figur (s.o.) werden auf Stickern verbreitet, sogar das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt zeigt sie in seiner Stop-Covid-Kampagne:

Hier noch eine Folge kurzer Videos über das Amabi-e-Phänomen auf NHK (d.i. das japanische Fernsehen) https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/ondemand/video/2053191/

Wer weiß, vielleicht hilft es ja? 😉

Zumindest schenkt Amabi-e etwas Trost, Hoffnung, spielerische Heiterkeit, bringt zum Lächeln. Und: Auch wenn in Japan die Corona-Fälle zuletzt sprunghaft angestiegen sind – im Vergleich sieht das dicht besiedelte Land deutlich besser aus als andere Staaten (Zahlen vom 29.1.2021, Quellen wikipedia.de und NHK):

Das dürfte aber vor allem der unglaublichen Disziplin der Japaner zu verdanken sein, für die das Tragen eines Mundschutzes sowieso nichts Besonderes ist und in Pandemiezeiten selbstverständlich. Niemand sieht darin eine Einschränkung seiner Grundrechte. Japaner gelten überdies als extrem reinlich und schätzen Hygiene sehr.