Dr. Marker oder Wer zeichnet, dem hört man besser zu

Wie ergeht es Ihnen bei Vorträgen? Wie lange können Sie aufmerksam zuhören? Wovon hängt das ab? Was fesselt Sie?

Der Live-Umgang mit Stiften fasziniert Zuhörer. Dazu eine kleine Geschichte: 2016 nahm ich als Patientin an einer mehrwöchigen ambulanten Reha teil. Zum Pflichtprogramm gehörten neben therapeutischen Maßnahmen auch Vorträge zu medizinischen oder ernährungswissenschaftlichen Themen. Wie so oft waren es meistens PowerPoint-Vorträge.

Doch ein Arzt, Dr. Marker (Name fiktiv), redete frei, interagierte intensiv mit dem Publikum und begleitete seine Vorträge mit spontan erstellten Zeichnungen am Flipchart – Aufbau eines Kniegelenks, Wirbelsäulenschäden, wie funktioniert eine Hüftprothese et cetera. Dabei war Dr. Marker keinesfalls ein begnadeter Zeichner. Seine Skizzen von Knochen und Prothesen waren ganz einfache Visualisierungen, keine Kunstwerke. Sie zeigten das Wesentliche und unterstützten den gesprochenen Text, nicht mehr.
Es war erstaunlich: Wirkten die Zuhörer in den PowerPoint-Vorträgen meist eingelullt und gelangweilt, folgten sie Dr. Marker mit den Augen, hörten ihm höchst aufmerksam zu, stellten mehr Zwischenfragen oder beantworteten umgekehrt bereitwillig seine Fragen. Alle Patienten fanden seine Vorträge »richtig gut« oder »viel besser als die anderen« und Dr. Marker wurde als  »sehr kompetent« eingeschätzt.

Kurz: Visualisierung fesselt die Zuhörer, Visualisierung schlägt PowerPoint, Visualisierung wirkt und überzeugt!